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Die Ehe besser und schöner machen - Eheleben nach der Hochzeit

27/10/2019
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Die Ehe besser und schöner machen - Eheleben nach der Hochzeit

Die Ehe besser und schöner machen
Jede zweite oder dritte Ehe wird heute wieder geschieden. Wäre das für dich ein Grund, gar nicht erst zu heiraten? Frage ich und nippe an meinem Wasser. Leo und ich sitzen zusammen beim Japaner und warten auf die dritte Person in unserem Bunde. Wir waren so frei, schon einmal Getränke und eine Vorspeise zu bestellen, und Leo erkundigt sich nach meinen Forschungsergebnissen in Sachen Ehe, noch bevor ich nach den Fortschritten bei seiner Doktorarbeit fragen kann, an der er mittlerweile schon fast zwei Jahre schreibt. Ich bin mir sicher Fragen zu seinen Gedanken rund um die Ehe beantwortet er zurzeit lieber als Fragen zum römischen Wegerecht und dem Arbeitsklima in der Bibliothek.

Man sollte schon so viel Selbstvertrauen haben, es selbst besser zu machen. Wirkliche Liebe ist eine Fähigkeit, die nicht jeder hat, aber ich selbst natürlich schon, sagt er und beißt von seinem Hähnchenspieß ab. Ich muss lachen. Es ist seine selbstbewusst-ironische, kindliche Art, mit der er äußerst trockene, unerwartete Witze reißt, über die man aber auch erst lachen kann, wenn man ihn schon etwas besser kennt. Ohne diese Kenntnis um seine ganz besondere Art würde man ihn vielleicht für arrogant oder realitätsfern halten. Auch ich beiße von solch einem Spieß ab. Dieses Mal sind wir japanisch essen, meine ehemalige Lerngruppe und ich. Ich finde es schön, dass wir den Kontakt auch nach den bestandenen Examensprüfungen noch halten können, auch wenn wir uns nur wenige Male im Jahr sehen. Ich finde, es ist dennoch eine Verbundenheit zwischen uns, eine ganz entspannte, und wir verstehen den jeweiligen Witz, den unsere Charaktere so mit sich bringen. Das ist sehr besonders. Leo erzählt weiter: Außerdem ist das eine feige Einstellung, die einen generell im Leben nicht weiterbringt. Und da ich allgemein Heraus-forderungen liebe, kommt diese doch sehr gerufen.

Du meinst die Herausforderung Ehe?, hake ich noch mal nach. Er nickt, so nach dem Motto: Wovon haben wir denn bitte gerade gesprochen? Ich merke, er ist heute gut drauf. Und da ich die Meinung dieses schonungslosen Zynikers schon seit Jahren in unterschiedlichsten Situationen des Lebens zu schätzen weiß, beschließe ich, ein kleines Interview mit ihm zu führen.

Was bedeutet Ehe für dich und für dein Leben? Ich meine, du bist doch jetzt auch schon das ein oder andere Jährchen mit deiner Kleinen zusammen? Er nickt und streicht sich sein dunkles Haar nach hinten, einige Strähnen fallen zurück auf die Stirn. Er blickt hinunter auf seinen Hähnchenspieß, und ich finde, er sah Keanu Reeves noch nie ähnlicher als in diesem Moment. Er räuspert sich vielsagend, ehe er antwortet.

Es ist nicht das Erste, woran ich denke, wenn ich über mein Leben nachdenke und was ich in diesem vorhabe. Aber mir ist unterschwellig bewusst, dass die Ehe zu meinem Leben dazugehört, weil ich mich anderenfalls nicht komplett fühlen würde. Ich habe auch eine extrem konservative Ader, die nicht selten ihren Tribut fordert. Außerdem möchte ich viele Kinderchen haben, und es gibt für mich kaum Traurigeres, als wenn die Eltern nicht verheiratet sind. Am besten nennen dann die Kinder ihre Eltern noch beim Vornamen, dann ist das Trauerbild der >modernen< Gesellschaft komplett, igitt. Er schüttelt sich und gießt sich noch etwas Jasmintee nach. Es soll, laut Leo, der beste Japaner Berlins sein, in dem wir an diesem Abend essen. Ich meine, ich gehe sehr gerne Sushi essen, aber Leo sagt, japanisch essen zu gehen, sei etwas anderes, als Sushi zu essen. Deswegen auch der Jasmintee und der Entschluss, kein Sushi zu bestellen. Wie stellst du dir als Mann eigentlich eine perfekte Hochzeit vor? Ich meine, wir Frauen haben nur selten Gelegenheit, mit einem Mann so ausführlich über dieses Thema zu sprechen, deswegen nehme ich diese Gelegenheit jetzt einfach mal wahr. Also, setzt er an, und ich weiß, seine Ausführungen kommen geballt und überdacht, langatmig und vielleicht auch zu kompliziert für mich, eine Einschränkung muss her: Könntest du das in fünf Wörtern zusammenfassen?, platze ich dazwischen und er lacht. Linde, Feld, Leichtwolkensonne, paar Leute, keine Religion. Super. Das war doch mal schnittig, finde ich. Was wäre denn für dich der ultimative Grund, um zu heiraten? Und Liebe zählt nicht! Das stillschweigende, sich nur in einem gegenseitigen Blick und einem Lächeln äußernde Wissen beider, zueinanderzugehören und auch gar nichts anderes zu wollen, weil man sich durch die Zweisamkeit mit dem anderen „angekommen“ fühlt, führt er aus, wobei er seine rechte Hand in kreisenden Bewegungen vor seinem Gesicht bewegt, als würde er sich ganz sanft Luft zufächeln. Wow. Das hast du schön gesagt. Was essen wir eigentlich zum Hauptgang? Versuche ich abzulenken, ich habe etwas Pipi in den Augen und klappe schnell die klebrige Faltkarte auf. Leicht gräuliche Fotos von Suppen, Fleischgerichten und Sushitellern springen mir entgegen. Leo lacht und greift auch nach seiner Karte. Weißt du, ich finde einfach, die Ehe sollte diesen Hauch des Festgefahrenen, der leichten Einzwängung zweier Menschen in eine schier übergroße, fast einschüchternde Institution und ihre Forderungen und Implikationen überwinden. In Gedanken tut sich oft immer noch die Assoziation >Holzkelle, Putzlappen, Auto, Besuch der Eltern< auf - das kann schon abschrecken! Vielleicht sollte man das Wort >Ehe< abschaffen und die Sache nach dem benennen, worauf es ankommt: Zwei Menschen sind sich einig, sie wollen Zeit miteinander verbringen, am besten immer, sagt er mit seinem Handfächer vor dem Gesicht, die letzten Worte kriegt er nur noch lachend heraus. Ich wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln.

Ist ja gut, ist ja gut, du Poet. Habe verstanden. Wann gedenkst du, all das deiner Freundin einmal zu sagen, das hört sich ja schon fast nach einem Eheversprechen an Frage ich nach, denn ich weiß, seine Kleine wäre schon bereit, den nächsten Schritt zu gehen. Er zieht scharf die Luft zwischen seinen Lippen ein und schaut bedächtig in die Speisekarte.

Sie kann ja erst mal deinen Hochzeitsratgeber lesen, antwortet er. Ich nicke und entscheide mich für Udon-Suppe mit Sprossen, als auch schon Silke zu uns stößt und völlig außer Atem mit einem Sorry neben uns Platz nimmt. Gegen 23 Uhr verabschiedet sich unser lustiges Trüppchen voneinander und ich fahre mit dem Fahrrad nach Hause.

Es besser zu machen, nuschele ich vor mich hin, während ich an einem dunklen Park vorbeifahre. Es besser als die eigenen Eltern machen zu wollen, ist zum Beispiel ein nachvollziehbarer Grund, um zu heiraten. Es ist ein gewisser Ansporn, ein Ansatz, in dem sicher auch etwas Wut mitschwingen kann. Zum Beispiel Wut auf die eigenen Eltern, die es nicht besser hingekriegt haben? Der Ansatz es besser machen zu wollen findet sich im Leben nicht nur in Gedanken an die Ehe wieder. Vor wenigen Tagen erst erzählte mir ein Kollege, er wolle beruflich kürzertreten, nur noch halbtags arbeiten. Seine Kinder würden jetzt eingeschult und er möchte sich mehr Zeit für die beiden nehmen. Mehr Zeit, als sein eigener Vater für ihn während seiner Kindheit aufgebracht hat. Er möchte es besser machen, hat er zu mir gesagt.

Ich werde es auch besser machen, nehme ich mir fest vor, während ich auf den hell erleuchteten Kurfürstendamm einbiege und mir die feuchte Herbstluft um die Nase streicht. Ich werde nicht von meinem Mann lassen. Ich werde immer respektvoll zu ihm sein, ihn nie beschimpfen, keinen Schmierkäse durch die Küche feuern, keinen Kurschatten haben, ihn nicht um Geld betrügen und schon gar nicht um unser gemeinsames Leben. Ich werde ihn immer durch das Fenster meiner Seele blicken lassen, unsere Zukunft mit ihm abstimmen und nicht mit Kollegen fremdvögeln. Und während ich durch die Nacht radel, betrunkene Fußballfans grölend Schlaaaand, Schlaaaaand! singen und Mädchen in knappen Hotpants hart und ausgelassen die Herbstferien feiern und Becks trinken, beschließe ich, meine Ehe niemals an mir vorbeiziehen zu lassen. Nicht kampflos, nicht wie im Rausch und erst recht nicht, bis sie nicht wirklich vorbei ist.

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