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Weil der Ex sie nicht wollte – spannende Lebensgeschichten

06/01/2020
2trauringe-gold
Weil der Ex sie nicht wollte – spannende Lebensgeschichten

Weil der Ex sie nicht wollte
Es gibt ihn wohl immer. Irgendwo. Von irgendwann. Und irgendwie war der eine so sehr der eine, dass sie ihn niemals vergessen wird. Es kann eine junge Liebe gewesen sein. Ein erster zarter Kuss bei Nacht während der Klassenfahrt im Bayrischen Wald. Das junge Paar hält über Monate hinweg einander an den Händen, wagt es nicht, einander aus den Augen zu lassen. Kann nicht atmen ohne einander. Möchte nicht sein ohne einander. Die Familie schmunzelt, misst dieser jungen Liebe vielleicht noch nicht so viel Bedeutung bei, wie sie es verdienen würde. Doch es ist wohl jene erste, besonders junge Liebe, die ihn zu dem einen macht. Das junge Paar weiß, dass die Realität, das Erwachsenwerden sie einholen wird. Dass nichts so bleiben kann wie in diesem Sommer. Das Leben hält doch noch etliche Nächte, Partner, andere Küsse und andere Berührungen bereit. Und man fragt sich: Werden wir später noch einmal zueinanderfinden? Vielleicht, wenn wir andere Küsse geschmeckt, verschiedene Nächte durchlebt, ein anderes Leben gelebt haben?

Irgendwann kam sie an den Punkt, an dem sie darüber nicht mehr nachdenken wollte. Die Gedanken an diesen einen müssen doch irgendwann ein Ende finden, oder? Vielleicht ist der jetzige einer derjenigen, der sie von ihren nostalgischen Gedanken befreien kann, so dachte sie. Natürlich liebt sie ihn, wie könnte sie nicht. Sie leben nun seit über vier Jahren zusammen und es ist ein harmonisches Zusammenleben. Die gemeinsame Freizeit verbringen sie gerne zu zweit beim Shopping oder mit Freunden im Park, beim Sport oder in einer Bar. Er hilft ihr im Haushalt, was sie besonders begeistert. Und sie hat sich für ihn ihre Haare lang wachsen lassen. Die Familien haben sich mittlerweile kennengelernt, und auch hier scheint alles rundzulaufen.

Es war absehbar, dass er sie zum fünften Jahrestag, während des Wochenendausfluges nach Rügen, um ihre Hand bitten würde. Beide stehen fest im Job, er ist verbeamtet, in Sachen Sicherheit hätte sie es gar nicht besser treffen können. Und da sie wusste, dass er sie an diesem Wochenende um ihre Hand bitten würde, machte sie sich im Vorhinein umso mehr Gedanken darüber, wie ihre Antwort ausfallen könnte. Wollte sie mit ihm den Rest ihres Lebens verbringen? Könnte sie sich vorstellen, Kinder mit ihm in die Welt zu setzen? Es war jene letzte Frage, die ausschlaggebend für ihre gesamte Antwort werden würde. Denn irgendwann, so erklärte sie mir, ist Frau Mitte 30 an dem Punkt, an dem sie sich fragt, ob sie mit dem Partner, den sie aktuell an ihrer Seite hat, gerne Kinder in die Welt setzen würde. Wenn die Antwort Nein lautet, dann gibt es ab einem gewissen Zeitpunkt, so ihre Theorie, keinen Grund mehr, weiterhin ein Bett und das Leben miteinander zu teilen.

Aber ja, sie könnte sich vorstellen, mit ihm Kinder in die Welt zu setzen. Er wäre sicher ein großartiger Vater. Auch dieser Punkt sprach folglich für ein Ja. Viel wichtiger war jedoch, dass sie es satthatte, dem einen hinterherzutrauern. Na ja, es sei ja kein richtiges Trauern. Nur irgendwie habe sie über Jahre hinweg immer wieder gedacht, sie fänden doch noch einmal zueinander. Denn immerhin hatten sie sich auch nie wirklich aus den Augen verloren. Wenn sie sich heute auf der Straße träfen, wäre es wie immer. Ganz normal. Sie würden zusammen eine Runde Sushi essen gehen, über ihre Jobs, Liebeleien, die Familie und auch ein bisschen über die Vergangenheit sprechen. Sie trafen sich ja schon mal hier auf einer Party, mal da auf einem Flohmarkt. Und immer war da dieses gewisse Etwas, oder nicht? Hatte sie sich das über all die Jahre hinweg eingebildet? Vielleicht war es ja auch nur ihr so ergangen? Sie hatte sich da wohl in etwas hineingesteigert, nachdem er und sie über Monate hinweg nur Augen füreinander gehabt hatten. Nachdem es eine Zeit gegeben hatte, in der sie ohne einander nicht sein konnten. Nicht atmen wollten, nicht fühlen, riechen, schmecken, erleben wollten, ohne dies miteinander zu teilen.

Aber nun, wie gesagt. Vermutlich hatte sie diese erste, junge Liebe mehr ergriffen, als sie je vermutet hätte. Und ihm ging es anscheinend nicht so, sonst hätte er doch mal was gesagt, oder nicht? Jedenfalls, das sagte sie schon, oder? Jedenfalls? Sie lacht und ich meine, sie streicht sich eine winzig kleine Träne aus dem rechten Augenwinkel. Ich höre aufmerksam zu, aufmerksamer als ich eigentlich sein kann. Ich versuche, keinerlei Regung in meinem Gesicht zu zeigen. Weder Skepsis, noch Verwunderung, Mitgefühl oder Verständnis. Für Therapeuten muss es schwer sein, immer ein neutrales Gesicht zu wahren. Ich möchte sie in ihren Ausführungen nicht behindern oder verängstigen, deswegen versuche ich, ein absolutes Neutrum abzugeben. In meinem Kopf drehen sich ihre Worte. Sie liebt ihren jetzigen Freund ganz sicher, daran zweifele ich nicht im Geringsten.

Aber ich bin mir ebenso sicher, dass sie ihren Ex auch von ganzem Herzen liebt. Nur, dieser Ex scheint nicht der Mann ihrer Zukunft zu sein. Heißt das, sie heiratet ihren jetzigen Freund, weil sie ihren Ex nicht haben kann? Ich hake nach. Ganz neutral natürlich. Sie schmunzelt und gießt sich noch etwas Honig aus der kleinen Plastikpackung in ihren Chai Latte. Es ist einer der letzten Sommertage in Berlin. Die Blätter an den Bäumen haben ihr saftiges Grün längst eingetauscht gegen braune Ränder und gelbe Adern. Wir blicken von der Terrasse des Bikini Berlin hinunter in ein Affengehege des Berliner Zoos. Ein großer Affe jagt einen kleinen Affen um einen Baum herum.

Runde um Runde um Runde. Bis der kleine Affe irgendwann ausbricht und auf einen Steinfelsen hopst. Der große Affe schreit kurz auf, wühlt mit seinen Händen etwas Sand auf und lässt von dem kleinen Affen ab. Wir haben das Szenario beide beobachtet und müssen lachen.
Ja, so ungefähr habe ich mich viele Jahre gefühlt. Ich habe mich im Kreis gedreht, und ich weiß, wenn ich heirate, wird es endlich aufhören. Ich nicke andächtig mit dem Kopf und trinke mein Glas leer. Was, wenn nicht? Frage ich mich. Was, wenn sie ihren Freund heiratet und weiterhin an ihren Ex denken wird? Dann ist es vielleicht einfach so, dass sie zwei Menschen gleich dolle liebt. Und dann wiederum ist es doch bewundernswert, dass sie sich von dieser ersten, jungen Liebe nicht hat abhalten lassen, einen anderen Weg einzuschlagen. Sie gibt ihrer jetzigen Liebe eine Chance. Sie gibt ihr ein Zuhause. Einen Grund, um zu heiraten.

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