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Wege zur Ehrfurcht - Partnerseminar und Tipps nach der Hochzeit

19/08/2016
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Wege zur Ehrfurcht - Partnerseminar und Tipps nach der Hochzeit

Menschliches Leben ist nur möglich durch die Ehrfurcht. Diese Erkenntnis ist nur noch in Spurenelementen vorhanden. Zugegeben geht das weniger auf das Konto der Kirche als auf das Konto unserer Gesellschaft. Ehrfurcht, die gibt es kaum mehr Menschen gegenüber, es gibt auch keine Ehrfurcht vor Räumen. Denken wir nur einmal daran, wie heute in unseren Kirchen herumgelaufen wird. In keinem Museum, da gibt es immerhin noch einen Wächter, führt man sich so auf, wie in Domen und Kapellen. Deswegen wird auch so ehrfurchtslos mit Menschen umgegangen, die der Apostel „Tempel des Heiligen Geistes“ nennt. Durch die Ehrfurchtslosigkeit wird der Mensch zur Sache, zur Ware, zum Gebrauchsgegenstand.

Doch geschieht in unseren Tagen Erstaunliches: Wir lernen wieder das Staunen. Das Staunen ist die Wurzel für die verloren gegangene Ehrfurcht. Solange uns verkündigt wurde, der Mensch könne alles machen, brauchte er nicht staunen. Jetzt, da längst die Grenzen des Machbaren erreicht sind, staunen wir z.B. wieder über die Geburt eines Kindes, über die Würde eines alten Menschen; wir gewinnen neue Ehrfurcht vor allem Lebenden, vor der Schöpfung, vor dem Schöpfergott selber.
Seither wird der gesamte Sprachschatz der Ehrfurchtslosigkeit, das Vokabular des Fortschritts, wie Wachstum, Nutzung, Erschließung und Steigerung vorsichtiger gebraucht und ersetzt durch Behüten, Bewahren, Umweltverträglichkeit und Schutzgebiet.

„Die Straße der Ehrfurcht ist im Bau“, hat Bischof Reinhold Stecher geschrieben und ich wünschte mir, dass im Erotischen wie im Sexuellen an dieser Straße gebaut wird. Ehrfurcht vor dem Mannsein und dem Frausein, Ehrfurcht vor dem Körper und seinen Sinnen, Ehrfurcht vor den Geschenken, die Gott uns schenkt. Vielleicht lernen wir in der Kultur der Liebe auch das Staunen darüber wieder, was wir Menschen sind: unverwechselbare, einmalige Geschöpfe Gottes. Der andere, mit dem wir umgehen, ist ein Geschenk, wie ich. Wenn wir einander anrühren, wie wir einander anrühren, berühren wir die Welt Gottes. Auch daran entscheidet sich unser Schicksal.

In diese Richtung muss alle „Aufklärung“ gehen, mit der wir unsere Kinder auf Liebe und Partnerschaft vorbereiten, in den 70er und 80er Jahren haben wir vor allem durch Ehrfurchtslosigkeit gesündigt. Wir haben die Quittung bekommen, weil wir eine Generation herangezogen haben, die vor nichts mehr, auch nicht vor dem Schönsten und Geheimnisvollen Respekt haben muss. Sie, die inzwischen selber Eltern geworden sind, haben es Gott sei Dank begriffen, dass das der falsche Weg war. Und so sind viele innerhalb und außerhalb der Kirche unterwegs auf der Straße zu mehr Menschsein; wir sollten ihnen helfen, zu entdecken, dass die Straße der Ehrfurcht eine Straße zu Gott ist. Einer der wesentlichen Schritte zur Ehrfurcht ist die Geduld. Sie begleitet den Menschen, den man liebt, mit einfühlsamer Zartheit. Sie hat Respekt vor dem ändern, vor seinem Anderssein, vor seinen Gefühlen.

Die Geduld achtet auf die Lebensgeschichte des anderen, auf seine Verwundungen und Freuden genauso, wie sie um sein Schicksal und um seine Zukunft besorgt ist. Das heißt den anderen „gelten lassen, wie er ist, wie er gewesen ist und wie er sein wird“. Die Geduld ist die Art Gottes auf unsere Zeit zu reagieren. Bei ihm ist alles Wachstum, Verwandlung, Evolution. Die Liebe drängt und bedrängt den anderen nicht; Liebe lässt Zeit zur Entwicklung. Die Geduld muss zu Zeiten erdulden, tragen und ertragen, wenn sie ehrfürchtig ist.

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