Traditionelle Hochzeitsbräuche aus Frankreich und Ungarn

Traditionelle Hochzeitsbräuche aus Frankreich und Ungarn
Frankreich
Eine alte französische Tradition ist das Rocklüften der Braut. Die männlichen Gäste zahlen dafür, dass die Braut ihren Rock ein wenig lüftet. Die weiblichen Gäste halten dagegen und zahlen dafür, dass sie ihn wieder senkt. Das wird so lange wiederholt, bis das Strumpfband der Braut zum Vorschein kommt. Derjenige, der zuletzt geboten hat, erhält das Strumpfband als Pfand. Früher wurde von diesem gebotenen Geld das Brautkleid bezahlt, und der Schneider wartete schon mit der Rechnung auf den Ausgang des Spiels.

In Marseille wurde die Hochzeit oft am Weihnachtsabend beschlossen. Im Kamin brannte der mit Öl und Wein getränkte Holzklotz. Familie und Freunde waren um Truthahn, Mandelkuchen und Muskatwein versammelt. An diesem Abend breitete sich eine versöhnliche Stimmung aus, und dann suchten sich die Blicke, die sich sonst nicht zu treffen wagten. Die Herzen verstanden einander und flogen sich zu.

Wenn aber der Liebhaber abgewiesen wurde, hieß es: Sie haben mir das Scheit aufgerichtet, denn das Scheit trennte die Verbindung, die der Klotz symbolisieren sollte. Im Departement de la Yonne liegen die Höhlen von Arcy. Die vierte Höhle wird Ballsaal genannt. Bis heute hat sich in der Gegend der Brauch erhalten, am zweiten Tag der Hochzeit mit der ganzen Gesellschaft dorthin zu ziehen. Unter der Erde zu Musik und zu Licht von Fackeln zu tanzen ist ein phantastisches Vergnügen, und dieser schöne Brauch verspricht Glück und Geborgenheit in der Ehe. In der Region der Beauce bringen junge Mädchen der Neuvermählten in einem Korb zwei Tauben, die Braut und Bräutigam dann fliegen lassen.

Entrecote auf Hamburger Art (um 1850)
Von 1/2 bis 3/4 Kilogramm Zwischenstück eines jungen Ochsen, das aber schon einige Tage gehangen haben muss, schneidet man Knochen und Sehnen heraus und von dem
Fleisch dann fingerdicke Scheiben; diese werden mürbe geklopft, mit Salz und Pfeffer bestreut und mit geriebener Semmel paniert. Zuvor hat man Petersilie, Schnittlauch, Estragon, Majoran und Basilikum fein gehackt: 1 Esslöffel davon schwenkt man in 2 Esslöffel kochender Butter durch und gibt eine Obertasse gute Fleisch- oder Bratenbrühe dazu. 2 Esslöffel voll gehackter Kräuter vermischt man mit 2 Esslöffel frischer Butter, aus der man kleine, runde Scheiben formt. Nun bratet man das Fleisch schnell in guter Butter auf beiden Seiten hellbraun, so dass es recht saftig bleibt. Die Fleischscheiben richtet man auf einer heißen, flachen Schüssel an, legt auf jede Scheibe ein Scheibchen Kräuterbutter und gießt die Kräutersauce darunter.

Hochzeit in Ungarn
In Ungarn heißt jedes Hochzeitshaus königliches Haus. Die Hochzeit selbst wird mittlere Ehrenbezeugung genannt, denn die Tauffeier ist die erste Ehrenbezeugung und die Beerdigung die letzte.

Bei den deutschstämmigen Ungarn haben sich die alten Bräuche am längsten erhalten. Die Verlobung wird mit einem Glas besten Weines besiegelt, dann bitten alle um Gottes Segen, und das Glas wird auf den Boden geworfen: Möge die Heirat ebenso wenig rückgängig gemacht werden, als dieses Glas jemals wieder ganz wird!

Verlässt die Braut das Elternhaus, um sich auf den Weg zur Kirche zu machen, wird eine gereimte Rede verlesen, die von dem Abschied der Braut handelt. Die Ansprache übertreibt maßlos. Sie tut so, als würde die Braut nicht vor den Altar treten, sondern die Welt verlassen. Eltern, Geschwister, Freundinnen und Freunde, Verwandte und Bekannte brechen in ein lautes Wehklagen aus. Der Redner lässt sich durch diesen wahren Sturm des Jammers nicht beirren, kaltblütig trägt er die Verse, das Lob der Braut und den Schmerz des Verlustes, vor. Kaum hat er seinen Vortrag beendet, so verstummt auf der Stelle das Weinen und Schluchzen, und es bricht allgemeiner Jubel aus. Der Hochzeitszug setzt sich in Bewegung.

An der Tür der zukünftigen Wohnung des Paares bieten Frauen einen Teller Honig dar. Kosten die Hochzeiter davon, so hat die eheliche Liebe eine gute Chance, honigsüß zu werden.

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