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Spannende Geschichte rund um die Ehe - Tipps nach der Hochzeit
Spannende Geschichte rund um die Ehe
Es ist ein Sonntagabend in der Friedrichstraße. Meine Schwiegereltern, mein Mann und ich feiern einen beruflichen Erfolg im Unternehmen meiner Schwiegermutter. Sie lädt uns ein und wir alle freuen uns auf ein lockeres Dinner mit bester Küche im Grill Royal. Das Grill Royal ist nicht nur bekannt für feinste Steaks, Meeresfrüchte und eine wundervoll stylish-warme Location direkt am Wasser, nein. Das Restaurant ist auch bekannt dafür, von A- bis D-Promis besucht zu werden. Nun, uns kümmert an diesem Abend weniger Berlins Schickeria, wir interessieren uns mehr für die sorgfältige Auswahl feinster Fleischsorten. Ich entscheide mich für einen Fenchelsalat an Birne und Parmesan, dazu wähle ich ein Biofilet, 180 Gramm, medium rare. Ich mag es gerne besonders saftig.
Dazu trinke ich einen Kir Royal und irgendeinen Wein, den mein Schwiegervater bestellt hat. Wir stoßen an. Meine Schwiegermutter findet, der Wein enthalte zu viel Säure. Mein Schwiegervater meint, es sei ein leichter Wein. Ich schalte mich zu dieser Diskussion nicht hinzu, denn ich verstehe nichts von Wein. Von Wein versteht man wohl erst etwas, wenn man von seinem liebsten Ehegatten zum 40., 45. oder 50. Geburtstag ein Weinseminar geschenkt bekommen hat. Irgendwann, so viel weiß ich durch meine Recherchen zum Thema Ehe bisher, schenkt der eine dem anderen immer ein Weinseminar. Das hat durchaus Vorteile, denn meine Schwiegereltern sind somit in der Lage, sich hier im Grill Royal über die Qualität des Weines zu unterhalten. Anders etwa als das Paar am Nebentisch. Dieses Paar spricht nämlich kein Wort miteinander. Und das seit rund zehn Minuten. Ich schätze die beiden auf Mitte 50. Sein weißes, gut geschnittenes Haar, die weichen Gesichtszüge und die glatt rasierte Haut passen perfekt zu seinem weißen Hemd mit Stehkragen. Rote Nähte zieren den Kragen wie auch die Manschetten.
Er hat eine offene, sympathische Ausstrahlung. Sie hat blond-braun gesträhntes Haar, das mittellang in sanften Föhnwellen ihr Gesicht umrahmt. Ihre Augen sind mit Kajal stark umrandet, ihre Fingernägel mit Nailart verziert. Trotz der bunten Nägel macht sie einen klassischen, wenn auch leicht überholten Eindruck. Und während meine Schwiegereltern über den Wein und das Olivenöl diskutieren, stelle ich fest, dass das Paar am Nebentisch nach wie vor kein Wort miteinander spricht.
Sie faltet die Hände vor ihrem Gesicht, stützt sich auf den Ellenbogen ab und blickt durch die Fensterfront zur Friedrichstraße hoch. Er legt seine Unterarme auf der weißen Tischdecke ab, blickt mal seine Frau an, mal aus dem Fenster, mal schweift sein Blick über den Tisch. Ich meine nicht, dass die beiden mir den Eindruck machten, als hätten sie sich soeben gestritten. Sie sehen fit und aufmerksam aus, strahlen eine gewisse Ruhe aus. Sie schweigen eben nur. Meiner Schwiegermutter entgehen meine Beobachtungen nicht. Sie zieht mein Gesicht zu sich heran, um mir ins Ohr zu flüstern:
So ist das dann nach 25 Jahren. Da bleibt nicht mehr viel zu sagen, flüstert sie verschwörerisch und nimmt lachend einen Schluck Wein. Sie wirft sich eine schwarze Locke über die Schulter und blickt auffordernd zu ihrem eigenen Mann hinüber.
Aber immerhin sitzen sie an einem Sonntagabend hier und nicht vor dem Fernseher, finde ich. Ja, die beiden haben sich in Schale geschmissen und eines der schicksten Restaurants in ganz Berlin ausgewählt, um hier den Abend zu verbringen. Ist das nichts wert?
Das kommt aufs Gleiche hinaus, meint meine Schwiegermutter. Ich stutze und beobachte auch andere Paare im Restaurant. Es gibt noch ein weiteres Paar, das nebeneinandersitzt, ihnen gegenüber ihr Sohn, und auch dieses Paar blickt minutenlang schweigend in Richtung Sohnemann, der unter dem Tisch auf seinem Handy tippt. Auch sie sprechen nicht miteinander. Ich stutze. Doch bevor ich mich in meinen Gedanken zu der beunruhigenden These meiner Schwiegermutter vertiefen kann, werden die Vorspeisen serviert. Unser Essen ist exzellent und auch der Nachtisch (pochierte Rotweinbirne mit Torrone-Eis) befriedigt meinen Gaumen ungemein. Wir sind erst spät zu Hause, und während ich mir die Zähne putze Frage ich mich, ob das Schweigen eines Paares zwangsläufig als negativ erachtet werden muss. Könnte man es nicht als Luxus verstehen, sich auch ohne viele Worte gegenseitig einen schönen Abend bereiten zu können? Kann nicht die bloße Anwesenheit des anderen derart beruhigend und zufriedenstellend sein, dass es vieler Worte nicht bedarf? Ich meine, über Belanglosigkeiten wie das Wetter, den gestrigen Boxkampf, neue Kinofilme oder die Anschaffung einer neuen Waschmaschine, über solche Belanglosigkeiten zu reden ist jedes Paar in der Lage, dessen bin ich mir sicher. Aber eine Situation zu genießen, ohne sprechen zu müssen, vielleicht ist das der Luxus einer tief verwurzelten Beziehung? Sicher, wenn das Schweigen zum Unbehagen wird und sich Frustration darüber ausbreitet, dass keine Kommunikation mehr stattfindet, dann kann wohl nicht mehr von einer Luxussituation gesprochen werden. Wie mit den meisten Dingen im Leben ist es sicher am besten, einen Mittelweg zu finden. Wenn ein Paar in der Lage ist, stundenlange Gespräche zu führen, zu lachen und albern zu sein, ernsthafte Situationen miteinander zu diskutieren und das Für und Wider des Lebens gegeneinander abzuwiegen, ich finde, dann soll sich ein Paar auch Abende des Schweigens gönnen dürfen.
Einander zu genießen, ohne viele Worte zu verlieren, dürfte wohl die höchste Kunst des langjährigen Zusammenlebens sein!, finde ich, den Mund voll schäumender Zahnpasta, und blicke meinen Liebsten an, der sich neben mir die Zähne putzt. Er schüttelt den Kopf und spuckt ins Waschbecken.
Ich erinnere dich daran, nuschelt er, küsst mich auf die Wange und verschwindet gähnend im Schlafzimmer.