Liebe überwindet die Welt - Worte zur Hochzeit

Ohne Liebe kann
ein Mensch funktionieren,
aber er kann nicht existieren.
Roger Garaudy

Ihr habt euch in der Tat für den Tag eures Ja-Wortes und dar-über hinaus einen interessanten Trauspruch ausgesucht, der mich intensiv beschäftigte. Das Wort des französischen Marxisten Roger Garaudy. Die Zeit ist noch nicht überall vergangen, da man die Überzeugung äußerte, es genüge, wenn der Mensch funktioniere. Die großen Wirtschaftsformen, Kapitalismus und Marxismus gleichermaßen, rechneten damit; Wissenschaftler und Techniker beklagten, dass für ihre Zwecke der Mensch eine Fehlkonstruktion der Schöpfung sei. Sie

wollten einen Menschen, bei dem die Liebe nicht vorkam, denn die Liebe ist nicht berechenbar. Entsprechend waren dann auch die Reaktionen. Der praktische Materialist stellte sich die Frage, „wie komme ich zu meinem Glück?“ und er gab sich die Antwort: „Tu, was dir Spaß macht!“ Weil die Liebe nicht vorkam, gab es auch keine Verantwortung.

Merkwürdigerweise, oder auch nicht, wollte der Mensch so auch nicht mehr recht funktionieren. Schließlich ist er mehr als eine Funktion, er ist Sein, sagen die Philosophen heute, das über unsere Erde und ihre Stofflichkeit hinausweist. Sagen wir es in eurer Sprache: Unsere Sexualität, also unsere materielle Seite, hilft uns aus der Einsamkeit heraus zu Lust und Befriedigung; mehr kann sie nicht. Erst Zärtlichkeit und Liebe, Geschenke aus einer anderen Welt, aus der Welt Gottes, zeigen uns, wie wir als Menschen wirklich leben, also existieren können. Denn die Liebe überwindet diese Welt, wie der Mensch sie überwinden muss, wenn er überleben will.

Unser Funktionieren hängt an den Stoffen dieser Erde; unser Leben hängt an der Liebe. Wer nur aus dem Stoff dieser Erde ist, kehrt zu ihm zurück. Wer aus der Liebe ist, kehrt zu Gott zurück. Das heißt für euch: Ihr bekommt euer Leben, euer Überleben, eure Zukunft von Gott. Wir haben lange miteinander gerungen, bis ihr euch dazu entschlossen habt, diese Liebe in einer solchen Feier zu bestätigen. Es war eine gute Entscheidung. Es war eine Entscheidung für euch. Neben der Liebe, die euch zusammengeführt hat und Zusammenhalten soll, prägt jetzt noch die Hoffnung euer Leben. Der Materialist braucht keine Hoffnung, weil mit ihm alles zu einem Ende kommt. Die christliche Hoffnung zielt über alle menschlichen Sehnsüchte, die durchaus erlaubt sind, hinaus auf das ewige Leben. Damit bekommt alles, was ihr hier in unserer Welt tut oder lasst, einen übernatürlichen Sinn. Was aus Liebe getan ist, geht nicht verloren, behält seinen Wert für diese und für die andere Zeit.

Die Botschaft der Liebe ist die Lösung unserer Fragen, die Er-lösung von unseren Ängsten. Denn wer wirklich liebt, möchte, dass es mit dem anderen gut ausgehen wird. Er möchte für seine Liebe auch mehr als nur Zeit, die hier so eng und begrenzt ist. „Alles Glück will Ewigkeit“. Das will euch euer Gott
garantieren. Deswegen hat er seinen Sohn in unsere Welt mit dem Evangelium, mit der guten Nachricht gesandt, dass nichts von uns verloren geht; vor allem nicht die Liebe. Deswegen konnte Jesus für euch und für uns bei seinem Vater bitten: „Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin...“ (Joh 17,24). Das ist unser Ziel. Ihr habt die große Chance, dieses Ziel durch eure Liebe zu erreichen; denn sie ist das einzige, was dorthin reicht, wo Gott ist. Wenn ihr einander liebt, existiert ihr nicht nur, ihr seid zu Gott unterwegs.

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