Die schönsten Frühling Hochzeitsorte der Welt Frühlingshochzeiten bieten alles, was man sich wünschen kann: von gemäßigtem Wetter und herrlichem Sonnenschein […]
Klassisch unromantisch und unkonventionell - Eheleben nach der Hochzeit
Klassisch unromantisch und unkonventionell
Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau
Maria war 18 Jahre jung, als sie mit ihrem ersten Sohn schwanger wurde. Das war 1982. Es war nicht so, als wäre die dunkelhaarige Litauerin abhängig von Männern gewesen oder überfordert mit dem Baby, das in ihr heranwuchs. Und obwohl es damals wenig gab in der Sowjetunion, sagte Maria nicht wegen Geld Ja zu ihrem ersten Mann. Es ging um Schuhe.
In der Sowjetunion gab es eine besondere Zugabe für heiratswillige Paare. Einen besonderen Shop, zu dem nur Brautpaare Zugang erhielten. Maria ging eines Tages an solch einem Shop vorbei und entdeckte im Schaufenster diese halbhohen, blutroten Pumps. Österreichische Schuhe, wie Maria betont. Wie es in den 80ern üblich war, zierten die Pumps ein fünf Zentimeter hoher Absatz und eine farblich abgesetzte Schuhspitze.
Einkäufen in diesem Geschäft war aber lediglich Brautpaaren Vorbehalten und solch wundervolle Schuhe gab es in den üblichen Geschäften, die Maria sonst besuchte, nicht. Auch hätte sie sich solche Schuhe gar nicht leisten können. Sie kosteten 60 Rubel, heute circa 1,30 Euro. 60 Rubel verdiente in der Sowjetunion damals eine Kindererzieherin im Monat.
Es kam Maria daher sehr gelegen, dass ihr damaliger Freund ihr wenige Tage nach Marias Windowshopping einen Heiratsantrag machte. Maria war nicht scharf aufs Heiraten. Und ihre Mutter versicherte ihr, sie würden das Kind auch ohne diesen Mann aus einfachen Verhältnissen groß kriegen. Aber es gab doch diese Schuhe in dem Brautmodengeschäft! Maria überlegte. Würde sie je wieder in ihrem Leben die Möglichkeit haben, solch feine Schuhe erstehen zu können? Sie waren doch schon zum Greifen nahe. Österreichische Pumps mit abgesetzter Spitze, seufzte sie in sich hinein.
Nachdem Maria und ihr Zukünftiger die Verlobung beim Amt bestätigt hatten, erhielt Maria den Zugangsschein zum Brautshopping. Ihre Zugangsberechtigung zu den blutroten Pumps. Marias Plan war klar: Sie wollte die Schuhe möglichst lange vor der Heirat kaufen, um sie nicht nur zu diesem Anlass tragen zu können. Sie wollte die Schuhe ausführen, jeden Tag, so als gäbe es keine Hochzeit. Als hätte sie sich diese Schuhe einfach leisten können. Der Plan ging nicht ganz auf. Der Schein, der den Verlobten den Zutritt zum Geschäft gewährte, galt nur am Tag der Hochzeit.
Einen Tag nach der Hochzeit legte Maria ihrem frisch-gebackenen Ehemann zum Frühstück den Ring auf den Tisch, entschuldigte sich bei Verwandten und Bekannten für die Umstände und war versucht, ihren Mann zu verlassen. Sie war am Morgen nach der Hochzeit mit einem ganz unsicheren Gefühl aufgestanden und hatte die Schuhe, durchtanzt von der langen Feierlichkeit, neben ihrem Bett stehen sehen. Verdiente sie diesen Ehemann? Verdiente das Kind in ihr einen Vater? Verdienten sie alle drei den Versuch einer Ehe? Die Schuhe würden ihr nun nicht mehr davon- laufen. Ihr Mann vielleicht schon, würde sie ihn nun derart vor den Kopf stoßen. Sie war sich nicht sicher, warum sie der Hochzeit zugestimmt hatte. Waren wirklich die Schuhe der Grund für das Jawort? Maria wurde weich, ihr Mann deutete ihr Verhalten als jugendliche Unsicherheit, als Hormonirrsinn. Er fiel abermals vor ihr auf die Knie, versicherte ihr seine Liebe, seine Zuneigung und eine wundervolle Zukunft und steckte ihr den Ring wieder an. Die Ehe hielt letztlich fünf Jahre und brachte zwei nunmehr erwachsene Kinder hervor.
Weil es logisch war
Ich sitze mit meiner liebsten, besten Freundin bei mir auf dem Balkon. Sie raucht eine Zigarette, ich nippe an einem komisch rosafarbenen Trendgetränk aus der Dose, das uns Abkühlung verschaffen soll. Schmeckt irgendwie nach Himbeere und Zitrone. Es sind circa 32 Grad im Schatten, uns läuft der Schweiß in kleinen Perlen den Nacken entlang. Der Sommer konnte es kurzfristig einrichten und hat sich mit voller Wucht über die Stadt gelegt, wie ein dicker, warmer Lappen. Wir überlegen im Fieber des Sommers, was meine liebste beste Freundin denn nun anziehen soll, zur Hochzeit ihrer Bekannten. Es wird eine jüdische Hochzeit, ein drei Tage andauerndes Fest. Zunächst heiratet das Paar im kleinen Familienkreis, also mit rund 20 Personen, standesamtlich.
Irgendwo hier in Berlin, keine Ahnung, sagt meine Liebste und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Sie ist jetzt schon genervt, weil die Hochzeit bis ins Detail geplant ist und sie noch nicht einmal ein Kleid hat. Dabei braucht sie für dieses Hochzeitsspektakel wenigstens drei davon.
Also, darf ich das noch mal zusammenfassen? Frage ich und wedeln mir die warme Luft zu. Ihr fahrt an einem Samstagvormittag hinaus aufs Land, werdet dann im Hotel abgeladen, am Nachmittag steigt die jüdische Zeremonie und die anschließende Feier? Sie nickt bestätigend. Am nächsten Morgen gibt es dann Brunch und ihr werdet mit dem Bus wieder nach Hause gefahren? Wozu brauchst du dann drei Kleider? Eines für den Samstag und eines für den Sonntag?
Nein, nein, so läuft das nicht. Dalia hat mir alles ganz genau erklärt, zur Zeremonie kann ich angeblich nicht das Gleiche tragen wie abends zum Fest. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Wo und wann soll ich denn zum Friseur gehen, wenn der Reisebus schon vormittags um elf Uhr Berlin verlässt? Ich werde völlig verzottelt und verschwitzt dort ankommen. Alle anderen werden perfekt aussehen, mit ihren riesigen Kleidern und Hüten und ihrem fetten Schmuck und ich sehe sicher aus wie der letzte Mensch. Und das alles nur, weil Dalia es logisch findet, Bobbyxim zu heiraten.
Sie findet es logisch? Frage ich nach und spitze die Öhrchen. Es stimmt wohl, dass die Hochzeit zwischen Dalia und Bobbyxim sehr überraschend kam. Immerhin ist Dalia schon über 30 und hat uns ihren Liebsten, den sie angeblich schon aus Kindertagen kennt, erst vor circa einem Jahr vorgestellt. Bis dato hat sie ein recht feierfreudiges, man könnte meinen umtriebiges, Leben geführt.
Ja. Sie meint, sie kennt ihn nun schon so lange. Und die Familien kennen sich auch. Und sie gehören beide zur gleichen Gemeinde. Und er sei bodenständig und habe ihr geholfen, etwas ruhiger zu werden, erläutert sie und streicht sich dabei vielsagend mit dem Zeigefinger unter der Nase entlang. Ich forme ein O mit meinem Mund und lausche weiter.
Jedenfalls meint sie, und ihre Familie meint wohl auch, es wäre nun einfach an der Zeit, zu heiraten, und ihn zu heiraten wäre logisch. Und wer weiß, vielleicht ist aus der Logik mittlerweile einfach Liebe geworden? Sie nimmt einen Schluck von ihrem Mischgetränk und fängt wieder an, über das Kleiderschlamassel zu jammern.
Kann aus Logik Liebe werden? Frage ich mich etwas später am Abend, als ich die Küche aufräume. Das hört sich ja fast nach einer versprochenen Ehe an. Vielleicht war es aber auch so, dass die Liebe schon immer da war und sich das Paar der Verbindlichkeit einer Ehe noch nicht alsbald unterwerfen wollte. Vielleicht haben sie es geschickt eingefädelt und sich seit Jahren schon geliebt, sich gegenseitig aber den Freiraum des Singledaseins gegönnt? Das wird es wohl sein, beschließe ich.
Das Paar hatte einen wohldurchdachten Plan und startete nach dem dreitägigen Hochzeitsmarathon ganz sicher in eine umso stabilere Ehe. Gott, was bin ich tief im Herzen nur für eine Romantikerin!