Kennenlernen und Verlobung wenn ein Baby unterwegs ist

Kennenlernen und Verlobung wenn ein Baby unterwegs ist
Sonntagmorgens, kurz vor zehn Uhr. Wir sitzen im Bett und lassen die Woche endgültig ausklingen. Mein Liebster trägt den Spielstand der Bundesliga in einen Plan ein. Ich trinke meinen Kusmi-Tee mit braunem Zucker und Zitrone, als unsere routinierte Eheidylle durch das Pfeifen seines Handys gestört wird. Wer wagt es, uns zu belästigen, an einem entspannten Sonntagmorgen? Uns unserer Behaglichkeit zu berauben? Wir schauen uns fragend an, ich rühre mich nicht. Er runzelt die Stirn und legt seinen Spielplan beiseite. Ich nehme noch einen Schluck Tee. Als er mit seinem Handy aus dem Wohnzimmer zurückkommt, ist sein Gesichtsausdruck nur schwer zu beschreiben. Irgendwo zwischen Skepsis, Freude, Erstaunen und auch Traurigkeit zucken seine Mundwinkel ganz leicht hin und her und seine Augen starren auf das Handydisplay. Krass, sagt er. Ich ziehe die Augenbrauen hoch als Zeichen, er möge bitte etwas genauer ausführen.
Marie heiratet. Seine Freundin ist schwanger.
Bubs.

Mein Liebster ist mit Marie schon seit der Grundschule befreundet. Zusammen haben sie die Pubertät verlebt, auch noch die Anfänge der Studienzeit, dann hat sich die Freundschaft etwas gelockert. Nun hören sich die beiden zwei-, dreimal im Jahr. Gesehen haben sie sich schon länger nicht mehr. Wir wissen jedoch, dass Marie mit seiner Freundin noch gar nicht so lange zusammen ist. Etwas über ein Jahr vielleicht. Umso mehr überrascht uns nun die Erkenntnis, dass sie schwanger ist. Darüber hinaus entbrennt zwischen uns auch eine angeregte Diskussion darüber, weshalb denn nun, im Angesicht der Schwangerschaft, auch geheiratet werden muss. Wir analysieren gemeinsam.
Das verstehe ich nicht. Dass Marie ein Baby macht und Vater sein möchte, okay, aber warum heiratet er die Frau, die er noch gar nicht wirklich kennt? Das passt nicht zu ihm, grübelt mein Liebster.

Vielleicht haben seine oder ihre Eltern auf die Eheschließung gedrängt. Damit Frau und Kind abgesichert sind, sollte mal was passieren?, überlege ich laut.

Dass dafür die Ehe nicht nötig ist, brauche ich dir ja wohl nicht zu erklären, platzt es aus ihm heraus. Er scheint von dieser Nachricht irgendwie getroffen zu sein. Ich versuche, ihn abzulenken.
Wie ist denn die Hochzeit geplant? Hat er etwas Genaueres geschrieben?
Nein. Sie heiraten nur mit den Eltern und Geschwistern. Keine Freunde. Sie ist auch schon im sechsten Monat!

Es gibt viele Paare, die kurz vor der Geburt noch mal schnell einen Termin beim Standesamt machen. Die Gründe sind von Paar zu Paar verschieden. Sei es der Gedanke, dass Mutter, Vater und Kind einen gemeinsamen Ehenamen tragen wollen, sei es, weil der Vater glaubt, ohne Eheschließung hätte er weniger Rechte an dem Kind, oder weil die Schwiegereltern meckern. Ruf ihn an und erkundige dich. Richte liebe Grüße von mir aus.

Als ob sich das Paar ohne die Schwangerschaft nicht endgültig hätte füreinander entscheiden können. Für Kinder, ja. Aber für Zweisamkeit über ein Familienleben hinaus nicht, nuschelt er und bringt sein Handy zurück ins Wohnzimmer. Ich atme tief durch und notiere mir in Gedanken, eine Glück-wunschkarte für die beiden zu organisieren.