In Treue fest - Worte zur Hochzeit

Nichts geht ohne die Liebe.
Doch die Treue hält fest, was die Liebe bewegt.
„Ehe-TÜV“ St. Michael, Schweinfurt

Alle Welt redet von Liebe. Unsere Welt müßte deswegen schon eine schöne und gute Welt sein. Wir wissen, dass das nicht so ist. Heute, an eurem Hochzeitstag, geht es vor allem um eure Welt. Von euch wird es abhängen, ob es eine gute, liebenswerte Welt wird. Deswegen müssen wir von der Treue reden, die die Liebe festhält und bewahrt. Zum „Ehe-TÜV“ 1983 haben wir das Wort, das ihr euch als Trauwort ausgewählt habt, auf

eine Art Scheckkarte geschrieben. Die Teilnehmer sollten ihr Treuewort ständig mit sich tragen und an ihr Versprechen erinnert werden. Ihr unterschreibt heute mit eurem Ja-Wort eine Art Treue- Scheck; ihr gebt euch damit ein Versprechen, das ihr jeden Tag neu einlösen wollt. Die Treue ist der wesentliche Bestandteil eurer Ehe. Auch wenn nichts ohne die Liebe geht, wenn einer sich dem anderen schenkt; wenn einer sich vom ändern erobern lässt; wenn einer zum ändern zurückkehrt; die Treue muss das alles festhalten. Nicht versuchsweise, nicht für eine bestimmte Zeit. Für immer. Die Treue liegt heute nicht als Geschenk unter eurem Hochzeitstisch, bei all den anderen Sachen, die gute Freunde euch schenken. Die Treue müsst ihr euch selber schenken und ihr müsst sie euch Tag für Tag schenken. Dieses selbstverständliche Ringen um die Treue, keiner wird von euch deswegen ein großes Aufheben machen, ist dennoch etwas Großes, weil da zwei versuchen, aneinander zu wachsen und sich gegenseitig so zu fordern, dass ihr einander immer liebenswerter werdet und die Treue dadurch immer gesicherter wird. Langeweile und Sprachlosigkeit haben schon deswegen unter euch keinen Platz, weil der Einsatz für die Treue immer spannend ist und der Erfolg immer gefeiert werden muss.

Für die Treue muss es einen guten Grund geben, sonst gibt es nichts auf Dauer festzuhalten. Schließlich sind schon viele an dem Anspruch der Treue gescheitert. Dieser Grund kann nicht allein in euch und in eurer Liebe liegen; schon allein deswegen, weil kein Mensch so stark ist, ein Versprechen durch ein ganzes Leben hindurchzutragen. Weil Gott zu uns treu ist, ohne Wenn und Aber, ohne Widerruf, können wir einander treu sein und bleiben. Gott gibt euch dafür ein Zeichen; wir nennen es „Sakrament“. Durch eure kirchliche Trauung macht ihr mit diesem Zeichen Gottes ernst; denn ihr spendet es euch, ihr empfangt es voneinander. Gottes Zeichen haben Dauer, weil er selber Treue und Dauer ist: „Kann eine Mutter ihren leiblichen Sohn vergessen?“ fragt Jesaja und fährt fort; „Und selbst, wenn sie ihn vergessen würde, ich dein Gott, vergesse dich nicht“ (Jes 49,15). Wenn Gott mit euch geht, gibt es für euch keinen Schritt mehr zurück. Vielleicht sagen wir den Liebenden wirklich zu selten, dass Liebe und Treue immer mit Gott zu tun haben? Dann wüßten sie auch, wie viel Gott mit unserem Leben zu tun hat. Gott macht uns nicht nur stark in der Treue, er macht uns auch versöhnungsfähig, wenn einer von uns an den Rand der Treue geraten ist oder sie gar gebrochen hätte.

Wenn Christen scheitern, dann ist das für viele, die auf der Suche sind nach der unveränderlichen Liebe und Treue Gottes, besonders schmerzlich. Deswegen sollten wir was Liebe und Treue anlangt, so große Fachleute sein, dass man uns daran „gegen den Wind“ erkennen kann: als Menschen, die um Gottes- und des Menschenwillen die Treue halten. Es geht in unserer Welt wirklich nichts ohne die Liebe; es geht aber auch nicht ohne die Treue, weil sie all das festhalten muss, was die Liebe anstößt und bewegt. Beides wünschen wir euch, den ewig jungen Schwung der Liebe und einen festen Halt in der Treue.

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