Hochzeit in Nord-Afghanistan - traditionelle Hochzeitsbräuche

Hochzeit in Nord-Afghanistan - traditionelle Hochzeitsbräuche
Auch hier ist Heirat mehr eine Angelegenheit zweier Familien und nicht so sehr die zweier verliebter Menschen. Eine Frau aus der Ferne, das ist die Wunschvorstellung aller Männer, und das heißt, möglichst keine Frau aus dem gewöhnlichen Bekanntenkreis zu nehmen. Tatsächlich heiraten die meisten Männer ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Sind sich die Eltern einig, handelt der Vater einen Brautpreis für die Tochter aus. Er muss dabei Geschick beweisen, denn verlangt er für seine Tochter zu viel, weil sie vielleicht eine besonders geschickte Teppichknüpferin ist, kann es passieren, dass er niemand findet, der den Brautpreis bezahlen kann. Sind sich die Eltern einig, wird der Brautpreis in zwei Raten bezahlt. Die erste Zahlung geht mit der Feier einer kleinen Zeremonie einher. Die zweite Zahlung ist bei der Hochzeitsfeier fällig.

Die Hochzeitsfeierlichkeiten beginnen mit der rituellen Waschung der Brautleute. Sie befinden sich dabei an verschiedenen Orten, und ein Vermittler trägt währenddessen ein sogenanntes Hennatablett zwischen ihnen hin und her. Wie im gesamten islamischen Raum gehört das Färben der Hände mit Henna für Bräutigam und Braut mit zum Hochzeitsgeschehen.

Am Abend des Festes thront der Bräutigam wie ein König auf einem Berg silberverzierter Kissen. Von der jungen Braut wird verlangt, dass sie weder lächelt noch weint. Sie soll weder den Schmerz ihrer Eltern vergrößern noch durch ihre Trauer die Schwiegerfamilie beleidigen. Der Bräutigam begibt sich mit seiner Familie zum Haus der Brauteltern, dort ist ein Festmahl bereitet. Danach wird er in das Frauengemach geführt, wo seine verschleierte Braut auf ihn wartet. Er zieht sich ebenfalls den Schleier über das Gesicht. Dann bekommt er einen kleinen Spiegel, und in diesem sieht sich das Paar zum ersten Mal. Nun wird die Braut von allen Gästen zum Haus des Bräutigams geleitet. Sie reitet dabei zusammen mit einem kleinen Kind auf einem geschmückten Pferd. Zum Abschied knotet der Vater ihr ein Tuch um die Hüften und setzt sie damit in ihre neue Rolle ein. Von nun an untersteht sie der Autorität ihres Mannes.

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