Die schönsten Frühling Hochzeitsorte der Welt Frühlingshochzeiten bieten alles, was man sich wünschen kann: von gemäßigtem Wetter und herrlichem Sonnenschein […]
Hilfe von Mütter Schwestern Cousinen - Hochzeitsfeier gute Ideen
Hilfe von Mütter Schwestern Cousinen
An verschiedenen Stellen wurde es bereits erwähnt: Es kann passieren, dass die Hochzeitsvorbereitungen stressig werden. Mütter, Schwestern, Cousinen und andere weibliche Verwandte können in einen wahren Wahn verfallen, indem sich irgendwann alles nur noch um Stuhlhussen, Papeterien und Blumendekors dreht. Hat die Braut im Rahmen der Hochzeitsvorbereitungen einen kleinen Durchhänger, reicht jedoch off ein kurzer Blick nach dem Motto Kann mir das bitte jemand abnehmen? Denn gemeinhin findet sich dann ein hochzeitsfanatisches Helferlein und übernimmt die ein oder andere Aufgabe gerne. Schließlich möchte jeder seinen Teil zur Hochzeit beigetragen haben. Es gibt aber auch einen anderen Blick, wie mir meine ehemalige Schulfreundin Lia zuletzt verriet. Lia ist die einzige Tochter russischer Einwanderer. Als sie sechs war, verließen ihre Eltern mit ihr gemeinsam Moskau, um in Berlin ein neues Leben zu beginnen. Sie strandeten zunächst in einem Auffanglager in Berlin-Marienfelde. Doch der Vater konnte in der Berliner Immobilienszene schnell Fuß fassen und erschuf sich und seiner Familie innerhalb von zehn Jahren ein gut laufendes Geschäft.
Lias Mutter war die Sprachbegabte von ihnen, sie unterstützte ihren Mann bei allen anfallenden Büroarbeiten. Und als Lia 18 Jahre jung war, ging sie zum ersten Mal offiziell aus. Und so kam es, dass Boris sie im Club Felix praktisch vom Fleck weg heiratete. Na ja, nicht ganz. Aber als das Paar fünf Jahre später immer noch zusammen war, fanden Lias Eltern, es wäre an der Zeit, eine multikulturelle Hochzeit zu feiern.
Boris war Student der Ingenieurswissenschaften und Lia hatte sich ihrem BWL-Studium verschrieben. So kam es also, dass sich rund drei Monate vor der Hochzeit, im Mai, zwölf Frauen im Berliner Hochzeitshaus nahe dem Potsdamer Platz zusammenfanden, um Lia bei der Kleiderwahl zur Seite zu stehen. Lia hatte keines der weiblichen Familienmitglieder ihrerseits ausschließen wollen, und auch Boris fand, die Mädels aus seiner Familie müssten den Kleiderkauf begleiten, das sei eine gute Gelegenheit, damit sich die Frauen vor dem Fest etwas besser kennenlernen konnten.
Mitten im Showroom war ein circa zwei Meter langer Laufsteg aufgebaut, Lia war in eine Umkleidekabine hinter dem Laufsteg verschwunden, um sich ihr erstes Kleid, das bereits in der engeren Auswahl war, anzuziehen. Zur rechten Seite des Laufsteges saßen Pinar, Ayse, Tugba, Özlem, Ana und Marya. Zur linken schwatzten Oxana, Maria, Katharina, Ina, Polina und Valentina miteinander. Mit pochendem Herzen betrat Lia die Bühne. Das bodenlange Spitzenkleid zog eine beachtliche Schleppe hinter sich her und war bis zum Hals hochgeschlossen. Das Kleid lag am gesamten Körper eng an, ab dem Knie öffnete sich der Schnitt in einen sogenannten Meerjungfrauenstil. Die russische Verwandtschaft klatschte in die Hände, Polina schossen augenblicklich Tränen in die Augen, als sie Lia in diesem cremefarbenen Traum auf der Bühne stehen sah. Die türkische Verwandtschaft wirkte eher ernüchtert. Irgendwie fehlte ihnen etwas.
Vielleicht Strass, oder Perlen? Lia tippelte vorsichtig um ihre eigene Achse und präsentierte den Mädchen dann das eigentliche Highlight des Kleides: Einen Rückenausschnitt, tief bis ins Nirgendwo. Natürlich konnte man Lias Poritze nicht sehen, aber der Rückenausschnitt endete tatsächlich direkt über dem Steiß. Die Spitze kringelte sich leicht auf ihrer goldenen Haut und Lia schaute keck über ihre Schulter hinweg, um die Reaktion ihrer Begleiterinnen abschätzen zu können. Gekauft!, rief Valentina als Erste und Polina schossen wieder die Tränen aus den Augen. Tugba, die älteste Cousine von Boris, ergriff auf der anderen Seite der Bühne als Erste das Wort:
Schatz, du siehst traumhaft aus, keine Frage. Aber das geht in unserer Kultur nicht. Das könnte respektlos rüberkommen, erklärte sie.
Kaum hatte Tugba diese Worte ausgesprochen, konnte Lia förmlich fühlen, wie die Luft im Raum irgendwie schwer wurde. Ihr wurde plötzlich heiß und kalt, ihr Blick wanderte aufgeregt von links nach rechts. Die befürchtete Reaktion ließ nicht lange auf sich warten.
Was heißt hier eure Kultur? Trägt sie etwa ein Kopftuch? Erwiderte Oxana schrill. Stille. Lias Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie wusste, sie musste diese Situation augenblicklich retten, sonst würde es eine Hochzeitsfeier mit verfeindeten Familienclans geben. Natürlich hatte Tugba es nur gut gemeint. Boris hatte zwar eine äußerst tolerante Familie, die außerdem nicht streng gläubig war. Dennoch gab es in der Familie auch ältere Familienmitglieder, die über solch einen offenherzigen Auftritt erstaunt sein könnten. Und auch Oxanas Worte hatten sich härter angehört, als es gemeint sein sollte. Oxana wollte damit nur darauf hinweisen, dass Lia ja eine eigene Herkunft hatte. Die Rassisten und die Radikalen, dachte Lia sich. Das könnte sie ganz sicher auf die Tischkärtchen schreiben, wenn sie nicht sofort in der Lage wäre, die Situation zu retten. Sie schüttelte ihr gesamtes schauspielerisches Talent aus dem Ärmel und fasste sich an ihre linke Brust. Ihr werdet doch wohl nicht wegen meines Kleides streiten? Das ist doch meine Hochzeit, es soll der schönste Tag in meinem Leben werden!, stammelte sie mit wackeliger Stimme, die zwar Tränen der Angst erahnen ließ, die Beteiligten dennoch zur Vernunft brachte. Da fassten sich die maßgeblichen Damen ähnlich erschrocken an ihr Herz. Oxana schüttelte ihr blondes Haar und stieg zu Lia hinauf auf die Bühne.
Oh Gott, Schatz, es tut mir so leid, nein, natürlich nicht. Vielleicht finden wir ja ein Kleid mit halbem Rückenausschnitt? beschwichtigte sie und blickte dabei fragend in Richtung der türkischen Familienmitglieder. Alle nickten zustimmend mit dem Kopf. Lia setzte nachdrücklich ihr Alle-müssen-nett-sein-Gesicht auf und verschwand wieder hinter der Bühne. Ab diesem Zeitpunkt wagte niemand mehr, seine Meinung zu Lias Hochzeit zu äußern, es sei denn, Lia bat explizit darum.