Geschirr Porzellan Gläser - Hochzeitsvorbereitung anfangen

Geschirr Porzellan Gläser
Im Volksgeist bekannt ist wohl der Umstand, dass Frauen gerne shoppen gehen und Männer nicht. Bei mir daheim ist es genau umgekehrt. Mein Liebster verbringt doch ganz gerne mal den einen oder anderen Samstag auf Berlins schönsten Flaniermeilen. Der Kurfürstendamm ist sein bevorzugtes Shoppingrevier. Da geht es um Turnschuhe, Sportbekleidung, einen neuen Lieblingsduft, Chi- nos in Pastelltönen, Freizeitschuhe, weiße T-Shirts und vieles mehr. Mein Mann kann sich, wenn er will, unfassbar gut kleiden. Ich bin da eher praktisch veranlagt und außerdem ist mir die Modeszene zu anstrengend. Meine Kleidung muss bürotauglich sein, im Sommer muss ich darin außerdem Fahrrad fahren können. Die Schuhe dürfen nicht zu hoch, nicht zu flach, nicht zu sexy, nicht zu bieder sein.

Erschwerend kommt meinerseits noch hinzu, dass ich lediglich 160 Zentimeter groß oder klein bin, wie man es nimmt. Ich kann mich folglich sowieso nicht jedem modischen Schrei unterwerfen, der da draußen in Berlin gerade herumtobt. In meiner Freizeit setze ich auf Klassiker: Turnschuhe, knallenge Levis, Poloshirt oder T-Shirt. Wenn ich meinen Liebsten am Samstag zum Shopping begleite, dann nur unter der Voraussetzung, dass er mir ganz genau sagt, in welche Geschäfte wir gehen. Ich muss das vorher für mich verarbeiten, sonst bekomme ich im fünften oder sechsten Geschäft zwischen all den Touristen einen Knall. Heute etwa (es ist ein Samstag, ich nutze die Langschläfrigkeit meines Mannes gerne, um morgens etwas zu schreiben), weiß ich schon, möchte er zu Lacoste, um sich eine Batterie Polohemden zuzulegen. Danach hätte er noch gerne eine neue Bettdecke. So viel ist mir bekannt, und ich verkrafte das. Was mein Mann etwa verkraften musste, als wir wussten, wir würden heiraten, war meine Frage nach dem ehelichen Porzellan. Fragezeichen in seinen Augen, totaler Ernst in meinen.

Du meinst doch nicht, dass ich die nächsten 100 Jahre unserer Ehe von diesem dicken, schweren, unförmigen Versandhaus-geschirr essen möchte, das du dir als Single irgendwann einmal zugelegt hast?
Spricht man wirklich über Geschirr, wenn man heiratet? Fragte er zurück.
Ja.
Warum?

Weil...., ich geriet ins Stocken. Weil das einfach so ist. Weil das seit Jahrhunderten so gemacht wird. Entweder, die Frau erhält bei Auszug aus dem elterlichen Hause eine Aussteuer, also klassischerweise Haushaltsgegenstände, die sie mit in die Ehe bringt, oder das Paar wünscht sich zur Hochzeit ein Hochzeitsservice. Würde sich mein Liebster mit solch einer Antwort zufrieden geben? Er grübelte. Ach so, deswegen zerschlagen die Gäste beim Polterabend Porzellan, weil das Paar sowieso neues Geschirr bekommt?, versuchte er zu schlussfolgern. Ich meine, hier gerieten die Traditionen etwas durcheinander, aber es klang nicht ganz fernliegend.

Genau. Nun, wir haben zwar keinen Polterabend und auch keine offizielle Hochzeit, zu der wir uns Porzellan wünschen könnten. Ich hätte dennoch gerne welches.

Also stiefelten mein Liebster und ich an einem Samstag zu Villeroy & Boch, um uns über eine Porzellankollektion einig zu werden. Bevor wir den Laden betraten, musste ich meinem Liebsten noch ein paar Fragen beantworten. Warum gehen wir hierher?
Es gibt viele Geschirrhersteller, Meissen oder so. Warum sehen wir uns nur das an? Fragte er und ich rollte die Augen. Weil ich Meissen-Geschirr seit einer gewissen Tätigkeit in Zusammenhang mit einem gewissen Rechtsstreit nicht mehr sehen kann, bei dem ich die ehrenwerte Aufgabe hatte, im Internet echtes Meissen- Geschirr von Plagiaten zu trennen. Ich kann es einfach nicht mehr sehen, war meine Antwort. Er nickte und wir betraten den Laden. Es gab zum damaligen Zeitpunkt die klassischen Kollektionen, etwa Wildrose, das blau-weiße nordische Design, die Linie Wave mit geschwungenen Oberflächen und Interpretationen hiervon. Um es kurz zu machen, wir konnten uns nicht einigen. Im Grunde ist die Linie Wave zeitlos, dennoch modern, schlicht und elegant zugleich. Doch aufgrund der ausladenden Formen nimmt ein komplettes 64-teiliges Service extrem viel Platz in Anspruch. Ich hätte eine neue Küche gebraucht, um mir das Set zulegen zu können. Alles andere war irgendwie zu kitschig oder zu kühl, zu schlicht für den Preis oder zu überholt. Man versicherte uns, vor Weihnachten würden in der Regel ein bis zwei neue Kollektionen erscheinen. Ich machte mir eine Notiz in meinem Handy. Die bevorstehende Ehe brachte mir schon zum damaligen Zeitpunkt Gelassenheit bei. Wir mussten nicht an diesem Tag sofort über das Porzellan entscheiden. Schließlich hatten wir noch unser gesamtes gemeinsames Leben vor uns.