Für eine leibhaftige Leibhaftigkeit - Partnerseminar und Tipps nach der Hochzeit

Die Leibfeindlichkeit steht der Kirche geradezu ins Gesicht geschrieben. Sie wurde nicht müde, die Verachtung des Leibes in (wie ich finde) gestörten Menschen, die sie Heilige nannte, zu preisen. Die große Verwechslung dabei war, dass der Mensch nicht etwa einen Leib hat, er ist Leib. Wer einen Menschen liebt, liebt seinen Leib; oft zunächst und zuerst einmal nur seinen Leib. Das ist nicht schlimm, wenn aus der Einheit des Leibes, die Partner mehr und tiefer ein Herz und eine Seele werden. Unser Leib kann für den anderen ein wunderschönes Zeichen und eine lustweckende Verheißung sein. Er ist dann zugleich auch ein Preislied auf die Schöpfung: „Verherrlicht Gott in eurem Leibe!“ (1 Kor 6,20)

Weil das so ist, tut die Werbung alles für einen attraktiven Leib; leider ist das keine Kultur, es ist ein Geschäft. Denn für den alten, geschundenen und verbrauchten Leib haben Gesellschaft und Werbung nichts übrig, obwohl auch der seine Schönheit hat. Das Gesicht einer alten Frau beispielsweise ist wie eine Landkarte, die eine lange Geschichte für den bereithält, der sie entdecken will.

Leibhaftigkeit äußert sich auch in einer unbefangenen Nacktheit. Nur dort, wo Nacktheit bedroht oder erschreckt, ist sie gefährlich; auch dort, wo der nackte Körper als Verkaufsargument eingesetzt wird. Für Kinder ist es wichtig, nicht nur ihren eigenen Leib zu entdecken, und damit ihre Sexualität; es ist, damit sie ihre gesunde Neugierde stillen können, wichtig, den nackten Körper anderer, am besten von Vater und Mutter erleben zu können. Nicht gezwungener oder aufgezwungener Maßen; sondern offen und selbstverständlich. Andererseits achtet die Leibhaftigkeit die Intimität des anderen, wenn sie sich nicht enthüllen will, oder wenn Kinder in jene Phase ihrer Entwicklung eintreten, in der sie sich zurückziehen, um sich selbst zu finden.

Wir Christen wissen, dass auch der schöne, vitale Körper den Hauch des Todes in sich trägt. Wer im Sinne Jesu seine Leiblichkeit kultiviert hat, also darauf vertraut, dass sie das Schöpfungswerk Gottes ist, der liebt den Leib des ändern, der vom Tode gezeichnet ist, wie der eigene vom Tod gezeichnet ist. Die Liebe wirft sich dem Tod entgegen und sagt: Mit dir will ich alt werden; mit dir will ich sterben. Das ist der Augenblick, wo der Tod tatsächlich besiegt wird. Stark wie die Liebe ist der Tod, weiß das Buch Hohelied. Aber bis es soweit ist, werden alle Teile dieses Körpers beschrieben und mit den schönsten Dingen, die unsere Welt bieten kann, verglichen. Die höchsten Freuden der Liebe werden mit, nicht nur für die Zeit 300 vor Christus wunderschönen Bildern beschrieben, wenn es heißt: „Empfangsbereit ist dein Schoß: ein Becken, dem nie der Mischtrunk vertrockne. Dein ganzer Leib ist wie reifer Weizen, den Lilien umstehen. Gazellenzwillinge sind deine Brüste.“

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