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Der Verlobungs- oder Heiratstag stellen - interessante Hochzeitsbräuche
Der weltliche Teil der Eheschließung fand einst am Verlobungstag statt. Heiratstag, Verspruch oder auch Brautkauf nannte man diesen wichtigen Tag, an dem alle materiellen Angelegenheiten peinlich genau unter Zeugen geregelt wurden - von der Mitgift und Hofübernahme bis hin zur Aufteilung der Kosten für die Hochzeitsfeier. Die Vereinbarungen hielt man in einem Heiratsvertrag, dem Heirats-oder Kaufbrief, fest. Schließlich wurde die Verlobung per Handschlag, in Nordfriesland als Handfestung bezeichnet, besiegelt. Damit galt in früheren Zeiten die Ehe als geschlossen.
Als Ehepfand schenkte der Bräutigam der Braut das sogenannte Ehegeld, Handgeld oder Draufgeld, das dem Paar als eiserne Reserve dienen sollte. Später wurde diese finanzielle Zuwendung vom Verlobungsring abgelöst, der bis in unsere Tage erhalten blieb.
Zudem bekam die Braut weitere Geschenke, beispielsweise ein Kopftuch, eine Pelzmütze oder ein Gesangbuch. In Schwaben und Südwestfalen erhielt der Bräutigam von seiner Braut oft ein Hemd, das sie selbst gesponnen oder eigenhändig gekauft hatte. Wenn der Bräutigam das Hemd am Hochzeitstag trägt, dann wird er-so glaubte man - seiner Frau das ganze Leben lang treu sein. Nicht selten bekam der Bräutigam auch eine Weste, ein seidenes Halstuch, manchmal eine Uhrkette oder, in katholischen Gegenden, einen Rosenkranz.
Nach altem Volksglauben waren die Brautleute den schädlichen Einflüssen böser Geister besonders ausgesetzt. Daher rührt auch der Brauch, sich keine Schuhe zu schenken, weil sonst-wie es hieß — die Liebe zertreten wird. Auch Schere, Gabeln und Messer kamen als Geschenke nicht in Frage – sie würden die gegenseitige Zuneigung zerschneiden oder zerstechen.
In der Eifel und in Teilen Hessens ist es bis heute Brauch, vor dem Verlobungshaus zu schießen oder mit der Peitsche zu knallen, um so die unheilvollen Mächte zu vertreiben.
In Bayern war es lange Zeit üblich, den Bräutigam am Verlobungstag scherzhaft auf die Probe zu stellen. Anstelle der Braut wurde ihm ein fremdes Mädchen oder ein als Frau verkleideter Mann vorgeführt, um zu testen, ob er seine Verlobte überhaupt kenne. Der Bräutigam musste auch darauf gefaßt sein, dass während des Verlobungsmahls ein fremdes Mädchen auftauchte und ihm laut schimpfend ein ausgestopftes Wickelkind vor die Füße warf. Wurde der Bräutigam rot, so galt dies als sicheres Zeichen, dass er wohl eine heimliche Liebe oder sogar uneheliche Kinder hatte.
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Zukunftsweisend ist der Brauch, im Kuchen zum Verlobungskaffee einen kleinen Ring oder eine Bohne zu verstecken. Das Mädchen, das in seinem Stück den Ring oder die Bohne findet, darf sich freuen: Sie wird - so heißt es - die nächste Braut. In katholischen Gegenden mußten die Brautleute beim Pfarrer zum Stuhlfest erscheinen und das Brautexamen ablegen. Dabei nahm ihnen der Geistliche vor Zeugen das Eheversprechen ab und prüfte sie in Glaubensfragen. Erst danach galt häufig das Paar als verlobt.
Weil früher das Aufgebot in der Kirche von der Kanzel aus bekanntgegeben wurde, hieß es, die Brautleute poltern, fallen von der Kanzel, werden aufgeboten oder heruntergeworfen. Folgerichtig stellte man in Thüringen fest, wenn die Verlobung gelöst wurde: Die Brautleute sind auf der Kanzel hängengeblieben.