Das andauernde Fest - Worte zur Hochzeit

Unser Leben sei ein Fest...
nach einem Lied

Was wäre unser Leben ohne das Fest? Wenn das Leben wie eine große, lange Straße ist, die es zu durchwandern gilt, am besten zu zweit, also nicht vereinsamt und allein, dann brauchen wir Höhepunkte, um die langen Ebenen zu überwinden, um einen Ausblick zu haben, wie es weitergeht, um bereits einen Vorgeschmack jenes Glückes zu bekommen, das Gott uns einst schenken will. Unsere Sehnsucht nach dem Höhepunkt, nach dem Fest ist groß. Wenn unser Leben durch die Liebe zu einem solchen Höhepunkt kommt, dann feiern wir Hoch-Zeit. Hochzeit. Ihr habt diesem Hochzeitstag und damit eurem ganzen Leben das Motto gegeben „Unser Leben sei ein Fest“. Aber ihr seid nicht so unerfahren, dass ihr nicht auch wüßtet, das Fest ohne Ende ist uns hier, in dieser Welt, unmöglich. Ich kann dem anderen meine Liebe zeigen, ich kann ihn zu Höhepunkten der Lust und der Liebe führen, und doch müssen wir immer wieder zurück in die Ebenen des Alltags. Das Leben - fragt eure Eltern - ist eben auch Anstrengung, Muss, Leid, Missverständnis, Enttäuschung. Da ist dann von Fest keine Spur. Das ist die lange Straße des Gewohnten und Gewöhnlichen, des Alltäglichen und der ständig gleichen Dinge, die auch getan werden müssen.

Die Gefährdung einer Partnerschaft durch den Alltag ist besonders groß. In der Regel sind es nicht die schlimmen Kata-strophen, also ein Unglück oder eine Krankheit, die eine Ehe bedrohen, es sind die Kleinigkeiten, die Gewöhnlichkeiten, die Alltäglichkeiten, die uns aufreiben wie ein kleiner Stein im Schuh. Sie können uns zermürben und möchten uns aufgeben lassen. Dagegen setzt ihr ganz bewusst das Fest. In einem Lied (zum Evangelium von der Hochzeit zu Kana) habe ich einmal ge-schrieben: „Manchmal haben wir keinen Wein mehr, manchmal sind unsere Krüge leer, manchmal sind wir wie ausgebrannt, dann, Herr, schenk uns ein Fest!“

Das bedeutet, setzt gegen den Alltag und seine gefährlichen Gewohnheiten Gott, der uns das Fest bereitet. All unsere Freu-den und Feste leben aus der Erfahrung, dass Gott hinter unserem Feiern steht. Das ist keine leere religiöse Formel, dahinter steht das Wissen . Schrift, die unseren Himmel mit dem großen Festmahl vergleicht, das Gott uns bereitet. Nicht um-sonst steht am Anfang der Heilszeichen, die Jesus setzt, die Hochzeit von Kana. Der Höhepunkt im Leben zweier Menschen wird zum Beispiel für die kommende Welt Gottes, die uns das Evangelium verheißt: Ein Leben in Fülle, das bedeutet die große Menge des Weins, die Jesus dem Paar und seinen Gästen schenkt. Ein kleines Stück dieser Welt Gottes holt ihr euch vom Himmel herab auf die Erde.

Ihr baut durch eure Liebe an einem Paradies, an einem menschenfreundlichen Ort, der euch das Fest der Liebe feiern lässt, wann immer ihr wollt. Weil ihr wisst, dass Gott euch liebt, wenn ihr euch liebt, könnt ihr auch dem Alltag kleine Lichter aufstecken und ihn zu einem kleinen Fest machen - durch ein unerwartetes Geschenk, durch eine liebe-volle Bemerkung, durch ein paar Blumen, durch eine Zärtlichkeit. Immer dann zeigt ihr, dass ihr euch nicht selbstverständlich geworden seid, sondern etwas Besonderes bleibt, für das es sich auch unvermutet danken lässt.

Dieses tagtägliche Training, auch das Training der Versöhnungsbereitschaft und des Neu-miteinander-Anfangens wird euch fähig machen, auch die großen Feste zu feiern. Die Liebe selbst wird zum Fest und zur Vertrautheit. Das ist auch der Grund, warum wir in der Kirche nicht nur eure Hochzeit feiern, sondern jeden Sonntag ein Fest feiern, zu dem ihr in besonderer Weise eingeladen seid, weil es euch an euer Wort und an euren Wunsch erinnert: „Unser Leben sei ein Fest, Jesu Geist in unserer Mitte, Jesu Werk in unseren Händen; unser Leben sei ein Fest, heute und jeden Tag!“
Diese Kirche wird heute zu eurer Hochzeitskirche. Kehrt in diese Kirche zurück, wenn euch der Alltag zur Last wird; haltet euch hier an der Hand; schenkt euch den Friedensgruß, der für euch ein Kuß sein kann, als Zeichen und das Versprechen: Das Leben mit dir ist - ein Fest.

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