Auf das Leben setzen - Worte zur Hochzeit

Lasst uns dem Leben trauen,
weil wir es nicht allein
zu leben haben,
sondern Gott es mit uns lebt
Alfred Delp

„Am Anfang schuf Gott den Menschen als Mann und Frau...“, heißt es im ersten Buch der Bibel. Damit wird die Bestimmung des Menschen deutlich. Als Mann und Frau zusammen soll er den ganzen Menschen darstellen.

Seit es Sünde und Schuld gibt, und das ist, seit es den Menschen gibt, sind wir an dieser großen Aufgabe auch gescheitert. Doch der ganze Mensch bleibt das große Ziel. Zu diesem Ziel gibt es nur einen einzigen Weg. Das ist der Weg der Liebe. Ein Mensch, der nicht liebt, gerät in die Vereinzelung, am En-de in die Einsamkeit. Sie ist der schlimmste Feind des Menschen. Und doch müssen wir wissen: wir werden die Einsamkeit in diesem Leben nicht völlig überwinden, auch wenn wir es zu zweit leben dürfen. Die Einsamkeit wird unsere Begleiterin sein, bis wir die Vollendung bei Gott erreicht haben. Wir sollten sie nicht dem Partner anlasten; wir sollten sie mit ihm tragen.

Unser Kampf gegen die Einsamkeit ist immer ein Kampf für die Liebe. Aus diesem Kampf kommt kaum jemand mit einer weißen Weste heraus; er ist immer auch mit Fehlern, mit Versagen und mit Schuld verbunden, weil wir Egoisten sind und bleiben. Das soll, das darf heute keineswegs verschwiegen werden. Und doch gibt es auch einen Ausweg aus alledem, wenn wir offen und zuversichtlich „dem Leben trauen, weil Gott es mit uns geht“. Ihr habt euch für diesen Tag und für euer Leben dieses wertvolle Wort von Alfred Delp gewählt, dessen Leben durch schwere Prüfungen und auch durch die Einsamkeit führte. Er weiß, wovon er spricht; er weiß, was er verspricht. Wenn wir Gott an unserer Seite haben, dann werden wir dieses Leben nicht allein zu leben haben. Das ist keine Verdrängung eurer Fragen und Zukunftshoffnungen auf eine imaginäre religiöse Figur. Er ist die Antwort auf unsere menschlichen Schwierigkeiten. Unsere Liebe, auch unser Vertrauen, gehen auf Gott zurück.

Das heißt: Die Liebe stammt nicht aus unserer Welt. Mag vieles, was zur Liebe gehört, unseren Menschlichkeiten und unserer Schwäche unterliegen und deswegen auch mißbraucht oder verdorben werden; die Liebe selber entstammt der Welt Gottes und deswegen kann sie von Menschen nie völlig zerstört werden. Kehrt deswegen wenigstens gelegentlich in eure Hochzeitskirche zurück, um euch hier bestätigen zu lassen, dass Gott mit euch das Leben leben will. Wer liebt, hat eine Entscheidung getroffen. Für einen Menschen und auch - für Gott. Dieser Entscheidung sind bei euch viele schöne Erfahrungen vorausgegangen. Die wichtigste Erfahrung eurer Liebesgeschichte ist und bleibt: Ich kann meinem Partner trauen, vertrauen... und ich weiß, dass ich auch Gott vertrauen kann.

Das Vertrauen ist immer ein Risiko. Denn das Vertrauen, also sich, sein Leben, sein Schicksal, seine Hoffnungen und Sehnsüchte in die Hände eines anderen Menschen zu legen, eines Menschen, der genauso schwach ist wie man selber, ist genauso wenig zu versichern wie die Liebe selbst. Ich muss an mich und an den Partner glauben, dass es gut gehen wird. Das heißt für euch „dem Leben trauen“. Das Vertrauen ist also immer ein Vorschuss, den ich dem anderen gebe, weil ich ihn liebhabe und weil ich weiß, dass Gott mit mir, mit uns geht, wenn wir ihn nicht bewusst aus unserer Gemeinschaft ausschließen. Jeder Beweis, auch jede Forderung nach Leistung und Gegenleistung, wäre ein Kennzeichen dafür, dass wir noch nicht vertrauen, dass wir nicht lieben. Nur wer sich mit dem Leben beschenken lässt, das Gott mit uns lebt, kann auch vertrauen. Und das ist es auch, was wir heute euch und allen, die eine Partnerschaft eingegangen sind, von Herzen wünschen: dass sie nie allein gehen müssen, dass sie nie allein gehen lassen, weil Gott uns traut, und weil er deshalb das Leben und die Liebe mit uns teilt. Heute und immer.

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